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PM vom 11.04.23 – Autoritäre Dynamiken in der Mitte der Gesellschaft

Die Leipziger Autoritarismus-Studie 2022 wird erstmalig in der Region vorgestellt

Einladung zur Veranstaltung „Autoritäre Dynamiken in der Mitte der Gesellschaft“ Vortrag: Freitag, 21.04.2023, 19 Uhr Vertiefung u. Workshops: Samstag, 22.04.2023, 10:00 – 15:00 Uhr Ort: Haus der Wissenschaft, Pockelsstraße 11, 38106 Braunschweig Anmeldung (bis 19.4.2023) Hier geht es zur Anmeldung

Mit Prof. Dr. Elmar Brähler (Mitherausgeber der Leipziger Autoritarismus-Studie) Die Zeiten sind unsicher: Klimawandel, Pandemie, Krieg, steigende Lebenshaltungskosten bestimmen die öffentliche Debatte und das Leben in der Bundesrepublik. Wie wirkt sich das auf die Gesellschaft und die politische Kultur aus? Auf Grundlage der Ergebnisse der seit 2002 zum elften Mal durchgeführten repräsentativen Bevölkerungsbefragung zeigt die Leipziger Autoritarismus-Studie, wie die Deutschen diese unsicheren Zeiten wahrnehmen. Sie spürt demokratischen wie antidemokratischen, pluralistischen wie autoritären Einstellungsmustern nach und zeigt ein facettenreiches Bild von Ansichten, Werten und Stimmungen in der Bevölkerung.


Ein herausstechendes Ergebnis: Die manifeste Zustimmung zu rechtsextremen Aussagen nimmt ab, gleichzeitig steigt die Demokratiezufriedenheit. rotzdem geben die Forscherinnen keine Entwarnung. Auch wenn geschlossener Rechtsextremismus auf dem Rückzug sei, blieben autoritäre Ressentiments bestehen – die sich nun anderweitig kanalisierten. Für Rechtsextreme biete das letztlich sogar noch mehr Möglichkeiten, in der Mitte der Gesellschaft Anschluss zu finden, lautet die Warnung der Autorinnen. Die Wissenschaftler*innen stellen klar, „dass Bedrohungen der Demokratie nicht von ›extremistischen Rändern‹ ausgehen, sondern aus der erbreitung von Ressentiments und autoritären Dispositionen in der gesellschaftlichen ›Mitte‹ entspringen“. Vorstellungen von Ungleichwertigkeit und völkisch-nationale Ideologien seien nicht auf den Rand der Gesellschaft begrenzt, sondern fänden sich in allen gesellschaftlichen Gruppen.

„Die Studie ist im November letzten Jahres erschienen. Sie hat bislang noch nicht die Aufmerksamkeit bekommen, die nötig wäre, denn aus den Ergebnissen lassen sich in vielfältiger Weise Handlungsoptionen für Bildungs- und Präventionsarbeit ableiten“, so Marit Vahjen vom Forum gegen Rechts e. V. „Mit der Veranstaltung möchten wir zusammen mit unseren Kooperationspartner*innen die Diskussion anstoßen, informieren und den Grundstein für die Weiterbeschäftigung mit dem Thema legen.“. „Gerade in krisengeschüttelten Zeiten sind regelmäßige Erhebungen wie die Autoritarismus Studie wichtige Gradmesser für die Stabilität und Akzeptanz unserer Demokratie. Das deutliche Zurückfallen in antifeministische und sexistische Haltungen sowie die zunehmende Tendenz zur Polarisierung in unserer Gesellschaft sind Entwicklungen, die wir nicht tatenlos hinnehmen dürfen“, so Dr. Gabriele Heinen-Kljajic, Ministerin a.D. und Mitglied im geschäftsführenden Vorstand der Stiftung Leben & Umwelt / Heinrich-Böll-Stiftung Niedersachsen. „Einmischung ist die einzige Möglichkeit, realistisch zu bleiben“ lautet ein bekanntes Zitat des Namensgebers der Stiftung, Heinrich Böll. Diese Haltung sei heute nach wie vor gefordert.


Zur Person
: Prof. Dr. Elmar Brähler war von 1994 bis zu seiner Emeritierung 2013 Leiter der Abteilung für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie der Universität Leipzig. Seitdem ist er Gastwissenschaftler an der Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der Universitätsmedizin Mainz. Er ist seit 2002 Mitautor und Herausgeber der sog. Mitte-Studien, heute Autoritarismus-Studie.

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