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„Antisemitismus in Niedersachsen – Entwicklung, Ursachen, Hintergründe“, 25.01.2024in Kooperation mit dem Haus der Kulturen.

Kurzbericht der Veranstaltung „Antisemitismus in Niedersachsen

Referent Helge Regner von RIAS Niedersachsen (Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus: Report Antisemitismus (report-antisemitism.de) gab vor ca. 60 Interessierten einen Einblick in der Arbeit von RIAS in die inhaltlichen und methodischen Grundlagen und in aktuelles Material zu Vorfällen in den letzten Monaten.

Das zentrale Ziel von Rias ist die Erfassung und Dokumentation antisemitischer Vorfälle und die Unterstützung der Betroffen. Dabei werden – im Unterschied zu den Statistiken der Polizei – Vorfälle aller Art dokumentiert, auch wenn sie nicht angezeigt werden oder keiner Strafverfolgung unterliegen. Dabei arbeiten RIAS bundesweit mit einheitlichen Kategorien, die dann auch Vergleichbarkeit ermöglichen:

  • Extreme Gewalt (physische Angriffe oder Anschläge auf Menschen, die zum Tod oder zu schweren Körperverletzungen führen können oder führen)
  • Physischer Angriff (körperlicher Angriff auf eine Person einschl. versuchter körperlicher Angriffe)
  • Sachbeschädigungen wie Sprühen, Malen oder Schmieren antisemitischer Slogans oder Symbole
  • Bedrohung (konkret adressierte, eindeutige schriftliche oder mündliche Drohung)
  • Verletzendes Verhalten (böswillige, diskriminierende Adressierung von Jüdinnen und Juden)
  • Massenzuschriften (Texte an mehrere Adressaten/innen antisemitischen Inhalts)

Anschließend beschrieb Regner die Grundlagen des Wirkens von RIAS, die international anerkannten Arbeitsdefinition Antisemitismus IHRA des European Monitoring Centre on Racism and Xenophobia. Diese wurde u.a. mit NGOS weiterentwickelt und wird seit 2027 auch von der Bundesregierung empfohlen. Zentraler Kern sind – neben älteren Erscheinungen aktuelle Formen des Antisemitismus wie:

  • Moderner Antisemitismus
  • Post-Schoa-Antisemitismus
  • Israelbezogener Antisemitismu

Regner unterlegte dabei die einzelnen Kategorien mit konkreten Beispielen.

Im letzten Part seines knapp einstündigen Vortrags ging der Referent noch auf die Entwicklungen ein. Während die Zahlen für 2021 und 2022 in den entsprechenden RIAS-Berichten zu finden sind (hier), werden die Zahlen für 2023 erst noch öffentlich präsentiert. Regner gab aber ein paar Einblicke in die Entwicklung seit dem 07.10.2023, dem Terrorüberfall der Hamas auf Israel: Eine starke Zunahme antisemitischer Vorfälle in allen Bereichen.

Abschließend warb Regner für die Erfassung und Dokumentation antisemitischer Vorkommnisse über das Meldeportal von RIAS: Report Antisemitism (report-antisemitism.de)

Nach einigen Nachfragen brach auch kurz die kontroverse Debatte darüber auf, wie eine Kritik des israelischen Vorgehens im Gazastreifen ohne Antisemitismus geführt werden könne und über die Unfähigkeit großer Teile der Linken, sich nicht mir ihren antisemitischen Ressentiments in ihrer ‚antizionistischen‘ Praxis auseinanderzusetzen. Sebastian Wertmüller als Moderator regte an, einen eigenen Raum zu schaffen, um diese Auseinandersetzung zu führen.

Als Handlungsansatz stieß ein Kommunikationsprojekt der Kirche gegen Rechts auf viel Zustimmung: Menschen aus dem muslimischen und jüdischen Glauben führen in Schulklassen bzw. in Schulen gemeinsame Kommunikationsprojekte durch, um Sprachlosigkeit zu überwinden und wechselseitiges Verstehen zu fördern.

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